14.09.2012

Erschienen in der Presse am 18.08.2012

Webinare. Hörsaal ade? Trainings in virtuellen Klassenräumen sind im Kommen: Wer davon allerdings profitieren möchte, muss einiges beachten.

Das Seminar beginnt: Der Vortragende fängt an zu sprechen, er zeigt seine erste PowerPoint-Folie. Doch der Seminarleiter sitzt nicht einer Gruppe von Studierenden oder Schulungsteilnehmern gegenüber. Vor ihm steht nur ein Computer. Über diesen ist er mit seinen Zuhörern verbunden, die ebenfalls vor ihren PCs sitzen. Über Headsets und Webcams hören und sehen sich alle. Die Präsentation verfolgen sie über den Bildschirm.
In dieser Form laufen Webinare ab – Seminare, die über das Web gehalten werden. Eine Internet-Verbindung und ein Headset, vielleicht noch eine Webcam  – viel mehr benötige man für die Teilnahme an einem Webinar nicht, sagt Eveline Winkler, Teamleiterin für den Bereich E-Learning beim WIFI Wien. Diese Web-Seminare würden meist zur Wissensvermittlung – wie etwa als Bestandteil eines längeren Kurses – oder auch für kurze Wissensupdates genützt.

Trainer sind gefordert
„Man betritt dabei keinen realen, sondern eben einen virtuellen Kursraum“: Gruppenübungen, Präsentationen und auch Diskussionen – alle diese interaktiven Elemente sind nicht nur möglich, sondern auch erwünscht. Der Wissenstransfer laufe bei Webinaren anders ab als bei herkömmlichen Seminaren, sagt Winkler. Dabei gelte es (siehe Tipps für den Einsatz von Webinaren) einiges zu beachten.
„Als Trainer kann ich die Methoden, welche ich im normalen Hörsaal einsetze, nicht eins zu eins übernehmen“, betont auch Sonja Hager. Idealerweise würde der Vortragende noch interaktive Elemente in den Unterricht einbauen, erzählt die Leiterin der Online-Schulungen von „die Berater“. Der Trainer müsse sich auf die geänderten Rahmenbedingungen einstellen: Die „Aktivierung der Teilnehmer“ – im klassischen Seminarbetrieb oft mit dem gegenseitigen Zuwerfen von Bällen erreicht – könne hier durch interaktive Umfragen, die während des Webinars eingebaut sind, erreicht werden.

Einsatz bei BWL, Recht, IT
Hierzulande werden diese Webinare zunehmend eingesetzt. Die Nachfrage bei „die Berater“ nach Online-Lernangeboten steige jedenfalls, so Hager. Bei Kursen aus den Bereichen Betriebswirtschaftslehre, Recht oder IT sowie in der Sprachenvermittlung werden diese Onine-Lernmethoden öfter eingesetzt, berichtet Winkler: „Dort, wo es mehr um Persönlichkeitsentwicklung und Präsentationsmethoden geht, wird eher nicht auf Webinare zurückgegriffen.“
Die Vorteile für Firmen liegen auf der Hand: Man sei örtlich ungebunden, spare Kosten für Reise und die Raummiete und könne bei Bedarf auch mit größeren Gruppen – Hager nennt ein Beispiel aus Deutschland von 2000 Personen in einem „Onlineraum“ – zusammenarbeiten.

 Tipps für den Einsatz von Webinaren

  • Vorbereitung: Die Trainer müssen sich auf die neue Unterrichtssituation vorbereiten. Dazu gibt es speziell erstellte Unterlagen.
  • Keine Hürden: Die Technik muss im Vorfeld geklärt sein. Probleme müssen vorher behoben werden.
  • Abwechslung: Arbeiten vor dem PC ist anstrengend. Daher sollten die Inhalte abwechslungsreich sein. Auf Pausen nicht vergessen!
  • Interaktion: Kein Frontalunterricht – Trainer und Teilnehmer sollen sich austauschen können.